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Was ist fahrlässige Körperverletzung?

Auch wenn die fahrlässige Körperverletzung im Vergleich zu ihren Artverwandten mildere Konsequenzen nach sich zieht – zu spaßen ist auch mit diesem Vorwurf nicht. Im Folgenden Beitrag erfahren Sie alles Relevante – von „Was ist fahrlässige Körperverletzung?“, über das mögliche Strafmaß bis hin zu Verteidigungsstrategien und dem richtigen Verhalten im Ernstfall.

Das Wichtigste in Kürze

  • Fahrlässige Körperverletzung entsteht durch mangelnde Sorgfalt, nicht durch Vorsatz – etwa bei Verkehrsverstößen oder Arbeitsunfällen. Die Tat ist in § 229 StGB geregelt und wird mit Geldstrafe oder bis zu 3 Jahren Freiheitsstrafe geahndet.
  • Es handelt sich meist um ein Antragsdelikt – das heißt, ohne Strafantrag des Opfers wird in der Regel nicht ermittelt, es sei denn, ein besonderes öffentliches Interesse liegt vor (z.  bei Trunkenheitsfahrten).
  • Im Falle einer Anzeige: Schweigen, Fristen beachten, Anwalt einschalten – Aussagen ohne rechtlichen Beistand sollten vermieden werden. Ein Fachanwalt für Strafrecht kann Akteneinsicht beantragen und die bestmögliche Verteidigungsstrategie entwickeln.

Inhaltsverzeichnis

Anzeige wegen fahrlässiger Körperverletzung erhalten – was tun?

Bei der fahrlässigen Körperverletzung handelt es sich um dasjenige Körperletzungsdelikt, das üblicherweise die am wenigsten schwerwiegenden Konsequenzen nach sich zieht. Dennoch: Auch fahrlässige Körperverletzung ist ein ernstzunehmender Vorwurf und kein Kavaliersdelikt. Sollten Sie sich eine solchen Anzeige ausgesetzt sehen, halten Sie sich am besten an die folgenden Tipps.

  • Keine Aussagen ohne Anwalt
    Jede Aussage, die Sie ohne fachkundige Unterstützung durch einen Anwalt für Strafrecht tätigen, kann Ihnen schaden. Sie haben das Recht zu schweigen – machen Sie davon Gebrauch, solange Sie auf sich allein gestellt sind.
  • Ziehen Sie einen Fachanwalt für Strafrecht hinzu
    Ein Strafverteidiger kann sich Einsicht in die Ermittlungsakten beschaffen, Sie bei etwaigen Aussagen beraten und gemeinsam mit Ihnen eine Verteidigungsstrategie entwerfen.
  • Halten Sie sich an Fristen
    Vorladungen, Anhörungsbögen und gerichtliche Schreiben gehen in der Regel mit Fristen einher. Achten Sie darauf, diese nicht zu versäumen.
  • Halten Sie sich vom vermeintlichen Opfer fern
    Jegliche Kontaktaufnahme beziehungsweise schon der Versuch der Kontaktaufnahme mit dem vermeintlichen Opfer ohne Rücksprache mit ihrem Verteidiger kann beispielsweise als versuchte Einflussnahme gewertet werden und Ihnen somit zum Nachteil gereichen.

Was ist eine fahrlässige Körperverletzung?

  • 229 StGB beschreibt die fahrlässige Körperverletzung. Demnach liegt eine solche vor, wenn jemand einer anderen Person Verletzungen zufügt, ohne dies zu beabsichtigen. Etwa durch mangelnde Sorgfalt oder indem er gegen bestimmte Regeln verstößt:

"Wer durch Fahrlässigkeit die Körperverletzung einer anderen Person verursacht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft."

Beispiele für fahrlässige Körperverletzung

  • Ein Autofahrer übersieht beim Abbiegen einen Radfahrer, obwohl er hätte bremsen können. Der Radfahrer stürzt und verletzt sich. Fahrlässigkeit durch mangelnde Aufmerksamkeit im Straßenverkehr.
  • Eine Person lässt unbeaufsichtigt eine laufende Kreissäge stehen, ein Kind verletzt sich daran. Verletzung der Sorgfaltspflicht im Umgang mit gefährlichen Geräten.
  • In einem Unternehmen werden Schutzhelme vorgeschrieben – ein Mitarbeiter weist einen Praktikanten nicht darauf hin, woraufhin dieser sich am Kopf verletzt. Fahrlässigkeit durch Unterlassen einer Pflichtbelehrung.

Was sind Voraussetzungen für Strafbarkeit bei fahrlässiger Körperverletzung?

Für das Vorliegen einer fahrlässigen Körperverletzung müssen die folgenden vier Punkte zutreffen:

  • Körperverletzung im Sinne des StGB: Es muss eine körperliche Misshandlung oder Gesundheitsschädigung erfolgt sein
  • Fahrlässigkeit: Die Verletzung hätte vermieden werden können, hätte der Täter die gebotene Sorgfalt an den Tag gelegt
  • Kausalität: Die Handlung muss der Grund für die Verletzung sein.
  • Rechtswidrigkeit und Schuld: Die Tat darf nicht unter rechtfertigende Umstände wie beispielsweise Notwehr erfolgt sein

Welche rechtlichen Folgen hat eine fahrlässige Körperverletzung?

Gemäß § 229 StGB bewegt sich das Strafmaß für eine fahrlässige Köperverletzung zwischen Geldstrafe und einer Freiheitsstrafe von bis zu 3 Jahren.

Wie hoch die Strafe im Einzelfall angesetzt wird, ist von mehreren Faktoren anhängig. Dazu zählen

  • die Schwere der Verletzung
  • der Grad der Fahrlässigkeit
  • das Verhalten im Anschluss an die Tat (z.B. Hilfeleistung)
  • Vorstrafen oder einschlägige Eintragungen des Täters

Fahrlässige Körperverletzung: Antragsdelikt oder Offizialdelikt?

Bei der fahrlässige Körperverletzung handelt es sich um ein sogenanntes Antragsdelikt nach § 230 StGB. Das bedeutet: Nur wenn das Opfer einen Strafantrag stellt, werden die Strafverfolgungsbehörden aktiv.

Mit einer Ausnahme: Besteht ein „besonderes öffentliches Interesse“ an einer Strafverfolgung, etwa bei Trunkenheit im Straßenverkehr oder bei Verkehrsunfällen mit vielen Beteiligten, so kann die Staatsanwaltschaft auch ohne Strafantrag seitens des Opfers aktiv werden.

Was kann ein Anwalt bei fahrlässiger Körperverletzung tun?

Wie gesagt: Auch eine fahrlässige Köperverletzung ist kein Kavaliersdelikt – auch hier braucht es eine kompetente Verteidigung. Diese kann beispielsweise auf einem der folgenden Ansätze fußen:

  • Lag tatsächlich Fahrlässigkeit vor oder waren die Konsequenzen schlichtweg nicht abzusehen?
  • Steht der Beschuldigte aus rechtlicher Sicht überhaupt in der Verantwortung?
  • Liegt eine Mitverantwortung beim Opfer?
  • Handelte es sich beim entstandenen Schaden wirklich um eine "Körperverletzung" im rechtlichen Sinne?

Eine Prüfung dieser Punkte durch einen erfahrenen Strafverteidiger führt nicht selten zu einer Abmilderung der Konsequenzen. Sogar eine Einstellung des Verfahrens ist im Bereich des Möglichen.

Fahrlässige Körperverletzung vs. andere Körperverletzungsformen

DeliktMerkmaleStrafmaß
Fahrlässige Körperverletzung (§ 229 StGB) Ohne Vorsatz, durch Nachlässigkeit Geldstrafe oder Freiheitsstrafe bis 3 Jahre
Vorsätzliche Körperverletzung (§ 223 StGB) Körperliche Misshandlung oder Gesundheitsschädigung mit Vorsatz Geldstrafe oder Freiheitsstrafe bis 5 Jahre
Gefährliche Körperverletzung (§ 224 StGB) Durch gefährliche Mittel oder gemeinschaftlich Freiheitsstrafe von 6 Monaten bis 10 Jahre
Schwere Körperverletzung (§ 226 StGB) Führt zu gravierenden Folgen (z. B. Verlust eines Sinnesorgans) Freiheitsstrafe von 1 bis 10 Jahren
Körperverletzung mit Todesfolge (§ 227 StGB) Opfer stirbt infolge der Verletzung Freiheitsstrafe von 3 bis 15 Jahren