Was ist gefährliche Körperverletzung?
Die gefährliche Körperverletzung ist die Steigerung der vorsätzlichen Körperverletzung und geht dementsprechend mit noch gravierenderen Rechtsfolgen einher. In diesem Beitrag erfahren Sie alles Wissenswerte von „Was ist eine gefährliche Körperverletzung?“ über über das mögliche Strafmaß bis hin zu Verteidigungsstrategien und dem richtigen Verhalten im Ernstfall.
Das Wichtigste in Kürze
- Gefährliche Körperverletzung (§ 224 StGB) liegt vor, wenn eine vorsätzliche Körperverletzung unter besonders gefährlichen Umständen erfolgt – z.B. mit einer Waffe, gemeinschaftlich oder durch lebensgefährdende Behandlung – und wird mit 6 Monaten bis 10 Jahren Freiheitsstrafe bestraft.
- Es handelt sich um ein Offizialdelikt – Ermittlungen erfolgen automatisch durch die Staatsanwaltschaft, unabhängig davon, ob das Opfer Anzeige erstattet.
- Im Falle einer Anzeige sollte sofort ein erfahrener Strafverteidiger eingeschaltet werden, der prüft, ob tatsächlich alle Merkmale erfüllt sind oder sich eine Strafmilderung (z. B.) wegen eines minderschweren Falls oder Notwehr) erreichen lässt.
Inhaltsverzeichnis
- Anzeige wegen gefährlicher Körperverletzung erhalten – was tun?
- Was ist eine gefährliche Körperverletzung?
- Wann liegt eine gefährliche Körperverletzung vor?
- Welche rechtlichen Folgen hat eine gefährliche Körperverletzung?
- Gefährliche Körperverletzung: Offizialdelikt oder Antragsdelikt?
- Was kann ein Anwalt bei gefährlicher Körperverletzung tun?
- Gefährliche Körperverletzung vs. andere Körperverletzungsformen
Anzeige wegen gefährlicher Körperverletzung erhalten – was tun?
Erreicht Sie eine Anzeige wegen gefährlicher Körperverletzung, so ist besonnenes Handeln gefragt. Denn die Folgende einer Verurteilung reichen bis zu mehrjähriger Haft. Beachten Sie die folgenden Punkte, um Ihre Situation nicht unnötig zu verschlechtern.
- Keine Aussage ohne Anwalt
Sprechen Sie mit den Strafverfolgungsbehörden nur nach Rücksprache mit einem Anwalt für Strafrecht. Jede unbedachte Äußerung, mag sie noch so unbedeutend erscheinen, kann zu Ihrem Nachteil ausgelegt werden. - Verteidigung nicht aufschieben
Ziehen Sie einen erfahrenen Strafverteidiger hinzu, unmittelbar nachdem Ihnen eine Anzeige wegen gefährlicher Körperverletzung zugegangen ist. Dieser kann Akteneinsicht beantragen und Ihre Interessen wahren. - Fristen einhalten
Anhörungsbögen und gerichtliche Schreiben sind mit Fristen versehen. Halten Sie diese ein, um Ihre Situation nicht zu verschlechtern. - Kein Kontakt zum mutmaßlichen Opfer
Unterlassen Sie jeden Versuch ohne Rücksprache mit Ihrem Verteidiger mit dem mutmaßlichen Opfer in Kontakt zu treten. Das kann Ihnen zum Nachteil ausgelegt werden.
Was ist eine gefährliche Körperverletzung?
Wann eine Körperverletzung die Voraussetzungen einer gefährlichen Körperverletzung erfüllt, ist in § 224 StGB geregelt. Es muss ich um eine vorsätzliche Körperverletzung handeln, die zudem unter besonderen, das Unrecht der Tat erhöhenden Umständen begangen werden muss.
Eine gefährliche Körperverletzung liegt insbesondere dann vor, wenn die Tat:
- mittels einer Waffe oder eines anderen gefährlichen Werkzeugs,
- mittels eines hinterlistigen Überfalls,
- mittels eines anderen Beteiligten gemeinschaftlich,
- mittels einer das Leben gefährdenden Behandlung,
- oder unter Einsatz von Gift oder anderen gesundheitsschädlichen Stoffen
gemäß § 224 StGB begangen wurde.
Beispiele für gefährliche Körperverletzungen:
- Ein Täter schlägt mit einem Baseballschläger auf das Opfer ein. Einsatz eines gefährlichen Werkzeugs.
- Zwei Personen greifen gemeinsam eine dritte Person an. Eine gemeinschaftliche Körperverletzung.
- Ein Täter verabreicht dem Opfer unbemerkt eine Substanz mit schädigender Wirkung. Einsatz gesundheitsschädlicher Stoffe.
Welche rechtlichen Folgen hat eine gefährliche Körperverletzung?
Gemäß § 224 StGB wird die gefährliche Körperverletzung mit einer Freiheitsstrafe von 6 Monaten bis 10 Jahren geahndet. Liegt ein minder schwerer Fall vor, ist auch eine Freiheitsstrafe von unter 6 Monaten im Bereich des Möglichen.
Wie hoch die Strafe bei einer gefährlichen Körperverletzung ausfällt, häng von folgenden Faktoren ab:
- Art und Schwere der Verletzung
- Grad der Gefährdung (wie gefährlich war das konkrete Verhalten des Täters)
- Tathergang (z. B. gemeinschaftlich, hinterlistig)
- Verhalten nach der Tat (z. B. Hilfeleistung oder Flucht),
- Vorstrafen des Täters
Gefährliche Körperverletzung: Offizialdelikt oder Antragsdelikt?
Wie die schwere Körperverletzung ist auch die gefährliche Körperverletzung ein sogenanntes Offizialdelikt. Ob das Opfer Anzeige erstattet oder nicht spielt keine Rolle – Polizei und Staatsanwaltschaft nehmen von Amts wegen die Ermittlungen auf.
Was kann ein Anwalt bei gefährlicher Körperverletzung tun?
Legt man Ihnen eine gefährliche Körperverletzung zur Last, so kann ein auf Körperverletzungen spezialisierter Rechtsanwalt entscheidend zur Schadensbegrenzung beitragen. Er überprüft unter anderem:
- ob die Tatmerkmale nach § 224 StGB tatsächlich erfüllt sind
- ob ein minder schwerer Fall vorliegt
- ob eine Notwehrsituation gegeben war
- ob ein Mitverschulden des Opfers (z.B. eine Tatprovokation) vorliegt
- ob es sich bei der Tat möglicherweise nur um eine einfache Körperverletzung handelt
Je nach Resultat dieser Analyse lassen sich die Rechtsfolgen nicht selten deutlich abmildern oder sogar eine Einstellung des Verfahrens erwirken.
Gefährliche Körperverletzung vs. andere Körperverletzungsformen
Delikt | Merkmale | Strafmaß |
---|---|---|
Vorsätzliche Körperverletzung (§ 223 StGB) | Körperliche Misshandlung oder Gesundheitsschädigung mit Vorsatz | Geldstrafe oder Freiheitsstrafe bis 5 Jahre |
Fahrlässige Körperverletzung (§ 229 StGB) | Ohne Vorsatz, durch Nachlässigkeit | Geldstrafe oder Freiheitsstrafe bis 3 Jahre |
Gefährliche Körperverletzung (§ 224 StGB) | Durch gefährliche Mittel oder gemeinschaftlich | Freiheitsstrafe von 6 Monaten bis 10 Jahre |
Schwere Körperverletzung (§ 226 StGB) | Führt zu gravierenden Folgen (z. B. Verlust eines Sinnesorgans) | Freiheitsstrafe von 1 bis 10 Jahren |
Körperverletzung mit Todesfolge (§ 227 StGB) | Opfer stirbt infolge der Verletzung | Freiheitsstrafe von 3 bis 15 Jahren |