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Was ist vorsätzliche Körperverletzung?

Eine Anzeige wegen vorsätzlicher Körperverletzung kann dramatische, lebensverändernde Folgen haben. Im Folgenden Beitrag erfahren Sie alles Relevante – von „Was ist vorsätzliche Körperverletzung“, über das mögliche Strafmaß bis hin zu Verteidigungsstrategien und dem richtigen Verhalten im Ernstfall.

Das Wichtigste in Kürze

  • Vorsätzliche Körperverletzung liegt vor bei bewusstem oder billigend in Kauf genommenem Schaden: Juristisch genügt bereits bedingter Vorsatz. Die Tat muss entweder das körperliche Wohlbefinden oder die Gesundheit des Opfers beeinträchtigen (§ 223 StGB).
  • Strafverfolgung erfolgt meist nur auf Antrag – es sei denn, öffentliches Interesse oder eine qualifizierte Körperverletzung liegt vor: Das Strafmaß reicht von Geldstrafe bis zu 5 Jahren Freiheitsstrafe und hängt von Schweregrad, Tathergang und Vorleben ab.
  • Ruhe bewahren und anwaltliche Hilfe suchen: Bei einer Anzeige wegen vorsätzlicher Körperverletzung sollte keine Aussage ohne Strafverteidiger gemacht werden. Der Anwalt übernimmt die Kommunikation, prüft Beweise und entwickelt eine Verteidigungsstrategie.

Inhaltsverzeichnis

Anzeige wegen vorsätzlicher Körperverletzung erhalten – was tun?

Wenn Sie sich mit einer Anzeige wegen vorsätzlicher Körperverletzung konfrontiert sehen, ist schnelles und überlegtes Handeln gefragt. Um negative Folgen zu vermeiden oder zumindest abzumildern, halten Sie sich am besten an die folgenden sechs Ratschläge:

  • Machen Sie keine Aussagen ohne Anwalt
    Machen Sie keine mündlichen oder schriftlichen Aussagen zu den Tatvorwürfen. Schweigen Sie, denn selbst vermeintlich harmlose Aussagen können gegen Sie verwendet werden.
  • Kontaktieren Sie einen Strafverteidiger
    Nehmen Sie Kontakt zu einem erfahrenen Anwalt für Strafrecht Dieser weiß die gegen Sie erhobenen Vorwürfe einzuordnen, kann Akteneinsicht beantragen und wird gemeinsam mit Ihnen eine geeignete Verteidigungsstrategie entwickeln.
  • Beachten Sie die geltenden Fristen
    Halten Sie unbedingt die geltenden Fristen ein, wenn Sie seitens der Polizei eine Vorladung oder einen Anhörungsbogen erhalten.
  • Überlassen Sie die Kommunikation Ihrem Anwalt
    Sämtliche Kommunikation mit Behörden überlassen Sie am besten Ihrem Anwalt. So minimieren Sie beispielsweise das Risiko, sich selbst unnötig zu belasten.
  • Lassen Sie die Beweislage prüfen
    Handelte es sich tatsächlich Körperverletzung? Lag Notwehr vor? Lässt sich der Vorsatz überhaupt nachweisen? All diese Fragen kann Ihr Anwalt prüfen.
  • Vermeiden Sie Kontakt mit dem mutmaßlichen Opfer
    Jede Kontaktaufnahme mit dem mutmaßlichen Opfer kann Ihnen zu Ihrem Nachteil ausgelegt werden. Etwa als Einschüchterung oder versuchte Einflussnahme.

Was ist eine vorsätzliche Körperverletzung?

Eine vorsätzliche Körperverletzung ist gegeben, wenn die körperliche Misshandlung oder Gesundheitsschädigung mit Wissen und Wollen des Täters erfolgt, gemäß § 15 StGB. Der Täter muss nicht zwingend absichtlich handeln. Es reicht bereits aus, wenn er zum Beispiel durch den Schlag eine Verletzung billigend in Kauf nimmt, ihm es also gleichgültig ist, ob eine solche Verletzung dadurch eintritt.

Beispiele für vorsätzliche Körperverletzung

  • Im Zuge eines eskalierten Streits schlägt eine Person dem Gegenüber gezielt ins Gesicht, wodurch dieser eine blutige Nase erleidet. Körperverletzung mit einfachem Vorsatz.
  • Jemand stößt eine andere Person absichtlich auf einer Treppe, in der Absicht, diese zu Fall zu bringen – auch wenn er die Verletzung „nur in Kauf nimmt“. Körperverletzung mit bedingtem Vorsatz.
  • Eine Person zerkratzt im Streit absichtlich mit den Fingernägeln die Arme ihres Gegenübers. Körperverletzung durch gewollte körperliche Misshandlung.

Was sind Voraussetzungen für Strafbarkeit bei vorsätzlicher Körperverletzung?

Eine Tat gilt dann aus strafrechtlicher Sicht als vorsätzliche Körperverletzung, wenn folgende Merkmale erfüllt sind:

1. Tatbestand

  • Körperliche Misshandlung = üble, unangemessene Behandlung, die das körperliche Wohlbefinden oder die Unversehrtheit nicht nur unerheblich beeinträchtigt
  • Gesundheitsschädigung = jedes Hervorrufen oder Steigern eines pathologischen Zustands (z. B. Schmerzen, Wunden, Prellungen, Krankheiten)

2. Vorsatz

  • Der Täter handelt bewusst und gewollt, also mit dem Wissen und dem Willen, dem Opfer Schaden zuzufügen.
  • Auch sogenannter bedingter Vorsatz reicht aus: Der Täter hält den Schaden für möglich und nimmt ihn billigend in Kauf.

Welche rechtlichen Folgen hat eine vorsätzliche Körperverletzung?

Welche Strafen eine vorsätzliche Körperverletzung nach sich ziehen kann, ist in § 223 StGB geregelt. Die Spanne reicht von einer Geldstrafe bis hin zu einer Freiheitstrafe von bis zu 5 Jahren.

Wie hoch die Strafe im Einzelnen ausfällt, ist dabei von mehreren Faktoren abhängig:

  • Schwere der Verletzung
  • Tathergang (z. B. einmaliger Schlag vs. wiederholte Misshandlung)
  • Verhalten des Täters (z. B. Reue, Geständnis)
  • Vorstrafen des Täters

Hinweis: Wird ein Strafantrag gestellt, kann auch bei leichteren Fällen ein Verfahren eröffnet werden.

Vorsätzliche Körperverletzung: Strafantrag oder Offizialdelikt?

Bei der vorsätzlichen Körperverletzung handelt es sich im Normalfall um ein sogenanntes Antragsdelikt (§ 230 StGB). Das heißt: Das Opfer einer vorsätzlichen Körperverletzung muss in der Regel Strafanzeige stellen, um dafür zu sorgen, dass Strafverfolgungsbehörden der Sache nachgehen.

Von dieser Regel gibt es jedoch zwei Ausnahmen:

  • es besteht ein besonderes öffentliches Interesse an der Strafverfolgung (z.B. weil die Tat öffentlich wahrgenommen wurde, das Vertrauen in die öffentliche Sicherheit und Ordnung erschüttert oder gegen einen Polizisten gerichtet war)
  • es handelt sich um eine sogenannte qualifizierte Körperverletzung (z.  gefährliche Körperverletzung).

Nur wenn eine dieser beiden Voraussetzung erfüllt ist, verfolgen Strafverfolgungsbehörden eine vorsätzliche Körperverletzung von Amts wegen.

Was kann ein Anwalt bei vorsätzlicher Körperverletzung tun?

Bei einer Anzeige wegen vorsätzlicher Körperverletzung braucht es einen erfahrenen Strafverteidiger. Dieser kann zu Ihrer Verteidigung an folgende Punkte prüfen:

  • Ob der Vorsatz überhaupt nachweisbar ist
  • ob eine Notwehrsituation vorlag.
  • ob die Tat tatsächlich zu einer relevanten Gesundheitsbeeinträchtigung geführt hat,
  • ob die Tat vielleicht nur fahrlässig begangen wurde.

Je nach Ergebnis dieser Analyse lassen sich die Konsequenzen der Anzeige wegen vorsätzlicher Körperverletzung deutlich abmildern oder sogar ein Freispruch erwirken.

Vorsätzliche Körperverletzung vs. andere Körperverletzungsformen

DeliktMerkmaleStrafmaß
Vorsätzliche Körperverletzung (§ 223 StGB) Körperliche Misshandlung oder Gesundheitsschädigung mit Vorsatz Geldstrafe oder Freiheitsstrafe bis 5 Jahre
Fahrlässige Körperverletzung (§ 229 StGB) Ohne Vorsatz, durch Nachlässigkeit Geldstrafe oder Freiheitsstrafe bis 3 Jahre
Gefährliche Körperverletzung (§ 224 StGB) Durch gefährliche Mittel oder gemeinschaftlich Freiheitsstrafe von 6 Monaten bis 10 Jahre
Schwere Körperverletzung (§ 226 StGB) Führt zu gravierenden Folgen (z. B. Verlust eines Sinnesorgans) Freiheitsstrafe von 1 bis 10 Jahren
Körperverletzung mit Todesfolge (§ 227 StGB) Opfer stirbt infolge der Verletzung Freiheitsstrafe von 3 bis 15 Jahren